21.07.2023 Ausgabe: 5/23

Von anderen lernen

Mit der Mission, energetische Sanierungen in Eigentümergemeinschaften deutschlandweit voranzutreiben, bietet das Projekt GREEN Home Netzwerktreffen zu Information und Erfahrungsaustausch für WEG-Verwaltungen.

Verwaltungen von Wohnungseigentümer-gemeinschaften aus den Regionen Ber­lin-Brandenburg, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen hatten im März Gelegen­heit, sich über energetische Gebäudesanierungen sowie Fördermöglichkeiten für die Umsetzung von Energie-effizienzmaßnahmen im Bestand zu informieren und sich zudem über ihre Erfahrungen mit der Sanierung von Gebäuden auszutauschen. Das Projekt GREEN Home hatte zu diesem Zweck Netzwerktreffen für Verwaltungen und Fachleute auf diesem Gebiet initiiert.

Hoher Bedarf an Informationen und Austausch

Hintergrund: Veranstaltungen, zu denen GREEN Home im Herbst 2022 eingeladen hatte, ergaben, dass in Verwal­tungen großer Bedarf an Informationen über technische Details energetischer Maßnahmen und die regionalen Förderangebote besteht. Auch der Wunsch, sich über Erfahrungen und Kenntnisse auszutauschen, wurde viel­fach geäußert. Immobilien und Sanierungsprojekte seien im Detail so individuell, dass die Umsetzung geeigneter Maßnahmen häufig kreative Lösungsansätze erforder­

ten. Miteinander zu reden, voneinander zu lernen und sich an bereits umgesetzten Beispielen aus der Praxis zu orientieren, hilft Hürden abzubauen. Der Fokus des Projekts liegt vor allem auf der Entwicklung von Finan­zierungsmodellen für Energieeffizienzmaßnahmen in Eigentümergemeinschaften.

Bei den ersten Netzwerktreffen für WEG-Verwaltungen berichteten Referentinnen und Referenten, z. B. aus der Energieberatung, aus Immobilienverwaltungen sowie aus Stadtverwaltungen, über ihre Erfahrungen und das Angebot an Leistungen und Förderprogrammen. Die Anwesenden nutzten die Möglichkeit des Austauschs intensiv und richteten viele Fragen an die Vortragen­den, um ihre eigenen Projekte mit fundiertem Wissen anzugehen.

Was bringt die Solarpflicht?

Beim ersten WEG-Netzwerktreffen in Berlin wurden das Berliner Solargesetz und die seit 1. Januar 2023 geltende Solarpflicht sowie die Möglichkeiten der Umsetzung von Photovoltaik(PV)-Projekten in Mehrfamilienhäusern besprochen. Ulrich Seifert, Referent für Erneuerbare Energien der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, erläuterte, was genau die Solarpflicht für Neubauten und im Bestand im Falle wesent­licher Dachumbauten mit Baubeginn seit 1. Januar 2023 vorsieht. Marcus Schluzy, SolarZentrum Berlin, führte im Anschluss aus, wie man PV in Mehrfamilienhäusern umsetzen kann, und erläuterte die unterschiedlichen Modelle, z. B. Volleinspeisung, Einzelanlagen und Allge­meinstromversorgung. Mit Mythen wie der vermeintlich gesundheitsschädigenden Wirkung von PV-Anlagen wurde im Austausch nach der Veranstaltung aufgeräumt. Außerdem informierte Felix Miehler, BauInfo Zentrum Berlin, über dessen speziell auf den Bedarf von Eigen­tümergemeinschaften ausgerichtete Beratungsangebote und schilderte die Installation einer Wasserwärmepumpe in einem Altbau in Berlin-Schöneberg durch die Gemein­schaft der Eigentümer.

Ambitionierte Klimaziele in Stuttgart

Auch beim WEG-Netzwerktreffen in Baden-Württemberg war die Solarpflicht eines der wichtigsten Themen. Das Bundesland ist gemeinsam mit Berlin Vorreiter auf dem Gebiet, die bisherigen Erkenntnisse sind daher weg­weisend für die deutschlandweite Solarpflicht, für die mittlerweile feststeht: sie kommt.

Raymund Schäffler, Amt für Umweltschutz der Stadt Stuttgart, erläuterte die ambitionierten Klimaziele der Landeshauptstadt: Gebäude sollen dort bereits bis zum Jahr 2030 klimaneutral sein. Da die CO2-Bepreisung in Stuttgart überdurchschnittlich hoch ausfällt, erweist sich die Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen umso wirtschaftlicher – das bewegt zum Handeln. Das Land Baden-Württemberg und die Stadt Stuttgart unterstützen dies durch zahlreiche Fördermaßnahmen, die teilweise jedoch nicht in vollem Umfang genutzt werden. Den Anwesenden aus den Immobilienverwaltungen zufolge liege das am hohen bürokratischen Aufwand der Be­antragung, um dessen Vereinfachung sie im Dialog mit den Zuständigen baten.

Über die Sanierung von Fenstern referierte Dr. Christian Faden, Roto Frank Professional Service, der eine günstige Alternative zum Fenstertausch vorstellte. Karolin Borchert, KUNZE Beteiligungen und Verwaltung, sowie Marcel Haag, VEWA Hausverwaltung, berichteten aus der Praxis ihrer Hausverwaltungen und zeigten an beispielhaften Sanierungsprojekten in Eigentümergemeinschaften auf, dass diese sich in vielerlei Hinsicht lohnten: finanziell, aber auch in puncto Wohnkomfort. Mit dem Hinweis darauf, dass energetische Sanierungen in Eigentümer­gemeinschaften sich nicht gerade einfach umsetzen ließen, dankten sie für die Unterstützung, die das Projekt GREEN Home an dieser Stelle leistet.

Potenziale über vorliegende Daten erschließen

Das vorläufig letzte WEG-Netzwerktreffen fand Ende März in Bochum statt. Im Europäischen Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (EBZ) stand Prof. Dr.-Ing. Viktor Grinewitschus als Ansprechpartner für Fragen zu seinem Fachgebiet, der technischen Gebäudeausrüstung sowie der Mess- und Automatisierungstechnik, zu Verfü­gung und appellierte an die Anwesenden, vorliegende Daten zu nutzen, um die Betriebskosten der verwalteten Liegen­schaften zu senken und die CO2-Abgaben zu reduzieren. Zudem erläutere er die unterschiedlichen Möglichkeiten energetischer Sanierungen und nannte überzeugende Argumente, die für die Umsetzung sprechen: Einsparung von Energiekosten, Minderung der CO2-Abgabe (ab 2026), Werterhalt der Immobilie, Erhalt der Marktfähigkeit in Bezug auf die Vermietung (Worst Performing Buildings), Erhöhung des Wohnkomforts und natürlich Klimaschutz.

In Bochum wie auch bei den anderen beiden WEG-Netz­werktreffen zeigte sich, wie groß der Bedarf an Informatio­nen über gesetzliche Verpflichtungen und die Umsetzung von energetischen Sanierungsmaßnahmen sowie am Erfahrungsaustausch unter Kolleginnen und Kollegen und mit den Fachleuten ist.

Die konstruktiven Diskussionen und die über die Maßen positive Resonanz bestärken das Projektkonsortium darin, weitere Netzwerktreffen zu organisieren. Interessierte, die dabei als Partner unterstützen wollen, den Dialog der Stakeholder aufrecht zu erhalten und die Sanierungsquote in Eigentümergemeinschaften zu steigern, sind auch weiterhin sehr willkommen. Kontakt: Franziska Reute, reute@iwoev.org


Über GREEN Home

23 Prozent der 42 Millionen Wohnungen in Deutsch­land befinden sich in Wohnungseigentümergemein-schaften, nur wenige davon sind energetisch saniert. Um gemeinsam mit den Eigentümern passende Finanzierungsmodelle zu entwickeln, baut das Projekt GREEN Home ein Netzwerk der verschiedenen Stake-holder auf. Deren Austausch soll Eigentümern den Weg zur Umsetzung von Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz ebnen.

GREEN Home ist ein Kooperationsprojekt zur Förderung smarter, energieeffizienter Gebäude im Gemeinschafteigentum. Projektpartner: VDIV Deutschland, Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz e. V. (DENEFF), Initiative Wohnungswirtschaft Osteuropa e. V. (IWO), Funding for Future B. V. (F3). Weitere Informationen über das Projekt und die Netzwerk­treffen: www.green-home.org

Reute, Franziska

Die Projektmitarbeiterin der Initiative Wohnungswirtschaft Osteuropa (IWO) e. V. begleitet das Projekt CLI-MA im Baltikum und Polen.