01.04.2023 Ausgabe: vdivDIGITAL 2023/1

OKR als agiles Framework

Unternehmensziele leichter erreichen

Die Immobilienbranche ist in den letzten Jahren einem erheblichen Wandel unterworfen und steht vor großen Herausforderungen. Damit einhergehend erfordert die Verwaltung von Immobilien eine Vielzahl von Aufgaben, die oft komplex und aufwendig sind. Um in diesem Umfeld erfolgreich zu sein, müssen Immobilienverwalter in der Lage sein, effektiv auf Veränderungen zu reagieren und sich an neue Gegebenheiten anzupassen. Hierbei können agile Arbeitsweisen helfen, die sich in vielen anderen Branchen bereits bewährt haben.

Agiles Arbeiten bedeutet, flexibel und schnell auf Veränderungen einzugehen und den Fokus auf das Wesentliche zu legen. Eine konkrete Möglichkeit, die Unternehmen bei der Implementierung agiler Arbeitsweisen unterstützt, ist OKR – ein agiles Framework, das zur Priorisierung und Fokussierung von Aufgaben eingesetzt wird und für „Objectives and Key Results“ steht. Das Framework wurde in den 1970er-Jahren von Intel-Mitbegründer Andy Grove entwickelt und wird heute von bekannten Unternehmen wie Google, Airbnb oder Spotify erfolgreich verwendet. OKR hat sich als effektives Framework zur Erreichung von Unternehmenszielen erwiesen und können auch in der Wohnungswirtschaft genutzt werden.

Individuell anpassbares Framework

Im Gegensatz zu einer Methode, die in der Regel eine strikte Anleitung zur Umsetzung vorgibt, bietet ein Framework eine flexible Struktur, die an die individuellen Bedürfnisse und Anforderungen eines Unternehmens angepasst werden kann. Das Framework gibt somit keine strikten Vorgaben zur Umsetzung, sondern stellt eine Orientierungshilfe und einen Rahmen zur Verfügung, der je nach Situation angepasst werden kann. Es gibt jedoch bestimmte Prinzipien, die dem Framework zugrunde liegen und die die Grundlage für eine erfolgreiche Umsetzung bilden.

Der Zweck von OKR besteht darin, Unternehmen dabei zu helfen, ihre Visionen in messbare Ergebnisse umzusetzen, indem sie Ziele definieren, die allen Mitarbeitenden Orientierung geben und die Zusammenarbeit fördern. Die Arbeit mit OKR gewährleistet eine kontinuierliche Überwachung und Anpassung dieser Ziele, um sicherzustellen, dass sie den sich ändernden Bedürfnissen und Herausforderungen des Unternehmens entsprechen. Darüber hinaus ermöglichen sie eine stärkere Fokussierung und Ausrichtung auf gemeinsame Prioritäten und können außerdem dazu beitragen, dass sich die Mitarbeitenden stärker mit dem Unternehmen identifizieren und sich engagierter für die Erreichung der Unternehmensziele einsetzen.

Ein Objective im OKR-Framework ist eine klare Aussage, was ein Unternehmen oder eine Organisation erreichen möchte. Es beschreibt also den Zielzustand nach Ablauf eines definierten Zeitraumes und sollte herausfordernd und inspirierend sein sowie in Einklang mit der übergeordneten Vision des Unternehmens stehen. Key Results hingegen sind messbare Ziele im OKR-Framework, die dabei helfen, die Fortschritte bei der Zielerreichung zu verfolgen und zu quantifizieren. Sie sollten spezifisch, erreichbar, relevant und zeitlich begrenzt sein, um die Zielerreichung zu ermöglichen. Key Results sind ein wichtiger Teil des Frameworks, um den Fortschritt bei der Erreichung des Ziels zu messen. Sie sollten so formuliert werden, dass sie ambitioniert und gleichzeitig realistisch sind. Key Results dienen als Indikatoren für den Fortschritt und den Erfolg der Umsetzung des Ziels und helfen dabei, die Ergebnisse in Echtzeit zu überwachen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen.

Wie arbeiten OKR-Teams?

OKR-Teams sind in der Regel selbstorganisiert und arbeiten ohne Hierarchien. Sie setzen sich aus Mitarbeitenden verschiedener Fachbereiche oder Abteilungen zusammen, um eine möglichst breite Perspektive auf die Unternehmensziele zu bekommen. Jedes Team definiert seine eigenen Ziele und arbeitet in einem Zyklus von drei bis vier Monaten.

Im sogenannten Planning wird ein OKR-Zyklus vorbereitet. Das Team definiert die Ziele, die es erreichen möchte und plant die erforderlichen Schritte zur Umsetzung. Im Planning wird auch eine Priorisierung und gegebenenfalls Gewichtung der Ziele vorgenommen, um sicherzustellen, dass sich das Team auf die wichtigsten Aufgaben konzentriert. Im Laufe des Zyklus arbeitet das Team an der Umsetzung der Ziele und hält regelmäßige Reviews, Worksessions und Retrospektiven ab, um den Fortschritt zu überwachen und die Ergebnisse zu verbessern.

Die Reviews sind regelmäßige, kurze Treffen, bei denen das Team den Fortschritt der Ziele bespricht und überprüft, ob die Ziele erreicht werden. Dabei wird auch geprüft, ob die Ziele noch immer relevant sind oder angepasst werden müssen. Zudem sind Reviews eine Gelegenheit, um Feedback zu geben und zu erhalten und um sicherzustellen, dass jeder im Team auf dem gleichen Stand ist. Worksessions sind Arbeitsmeetings, in denen die Teams zusammenarbeiten, um die Ziele zu erreichen. In diesen Sitzungen wird diskutiert, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen und wer welche Aufgaben übernehmen wird. Dabei werden auch mögliche Hindernisse betrachtet und Lösungen erarbeitet, um diese Hindernisse zu überwinden.

In den Retrospektiven reflektiert das Team den vergangenen Zyklus und identifiziert Verbesserungsmöglichkeiten für den nächsten Zyklus. Hier wird festgestellt, was gut gelaufen ist und was verbessert werden kann. Zudem wird überlegt, welche Veränderungen oder Anpassungen im nächsten Zyklus vorgenommen werden müssen. Am Ende des Zyklus wird ein Abschlussmeeting abgehalten, in dem die Ergebnisse präsentiert werden. Dabei wird überprüft, ob die Ziele erreicht wurden und welche Lektionen gelernt werden konnten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Immobilienwirtschaft ein großes Potenzial hat, von agilen Arbeitsmethoden zu profitieren. Die Vorteile, die OKR bietet, wie die klare Priorisierung, die erhöhte Fokussierung und die gesteigerte Transparenz, können dabei helfen, in einem sich schnell verändernden Markt erfolgreich zu sein. Allerdings ist es wichtig zu betonen, dass OKR allein kein Garant für Agilität ist. Vielmehr ist es ein Framework, das dabei unterstützt, die Organisation und die Menschen agil werden zu lassen. Es erfordert eine Veränderung der Denkweise und der Unternehmenskultur, um die Vorteile vollständig nutzen zu können. Nur wenn Unternehmen bereit sind, sich auf neue Arbeitsmethoden und -strukturen einzulassen und ihre Organisation entsprechend ausrichten, können sie damit langfristigen Erfolg erzielen.

 

Dümpert, Robin

Geschäftsführer
FRANK Hamburg
www.frank.de